Anerkennung für Familienkochbox „Bärenhunger“ in Hamburg
Ein ambitioniertes Projekt aus dem Landkreis Saarlouis, die Familienkochbox „Bärenhunger“, hat nicht nur hierzulande, sondern auch deutschlandweit für Aufsehen gesorgt: Beim bundesweiten Social Design Award 2021 von SPIEGEL Wissen in Kooperation mit Bauhaus kam die Familienkochbox in den Kreis der Finalisten. Sie gehörte zu den zehn guten Ideen „für starke Familien“, die die Jury aus 130 Einsendungen ausgewählt hatte. Zu gewinnen gab es einen Jury-, einen Sonder- und einen Publikumspreis. Für letzteren hatten auch viele Menschen aus der Region abgestimmt.
Bei der Preisverleihung in Hamburg, von links: Robert Köhler (Bauhaus), Kirsten Cortez (Kreis Saarlouis), Carolin Katschuk und Philipp Löwe (beide SPIEGEL). Foto: Katrin Würtemberger/DER SPIEGEL Bei der Preisverleihung kürzlich in Hamburg reichte es zwar nicht für Platz eins, aber es gab neben viel Lob auch einen Einkaufsgutschein über 500 Euro, den die Kreis-Bildungs- und Gesundheitsmanagerin Kirsten Cortez entgegennahm. Sie hatte das Ganze mit Gesundheitsmanagerin Carmen Britz ins Leben gerufen. Cortez empfand es als „große Ehre“, den Landkreis in Hamburg zu vertreten und dankte den vielen Helfenden, „ohne die dieses tolle Projekt nicht möglich wäre“.
Große Anerkennung zollte der Saarlouiser Landrat Patrik Lauer allen, die sich für die Aktion stark machen: „Ein herzliches Dankeschön an die Initiatorinnen Kirsten Cortez und Carmen Britz und die vielen Unterstützerinnen und Unterstützer. Die Bärenhunger-Familienkochbox ist ein wunderbares Projekt, das Eltern wie Kindern in unserem Kreis sehr viel Freude gemacht und wertvolle Anregungen für mehr Spaß bei der Zubereitung und für den Genuss eines frischen gemeinsamen Essens gegeben hat. Ich bin froh, dass der Kreistag dies genauso sieht und die Kochbox ab 2022 für die nächsten drei Jahre finanziell unterstützt.“
„Wenn das Essen schon nicht in die Schule kommt, dann bringen wir es zu den Familien“: Das war im vergangenen Jahr der Gedanke, aus dem die Familienkochbox entstand. Wegen der Pandemie waren die Schulen und Kindertagesstätten geschlossen - das Geld für die Essenszuschüsse für Familien, die Anspruch auf eine finanzielle Unterstützung auf das Mittagessen in den jeweiligen Einrichtungen haben, stand aber zur Verfügung. „Wir haben überlegt, wie wir das einsetzen können, und da kam die Idee der Familienkochbox auf“, erzählt Kirsten Cortez. 1200 Familien wurden über das Jobcenter und das Jugendamt angeschrieben, davon meldeten sich 265 zurück. In Windeseile wurden Boxen gepackt und ausgeliefert – viel Arbeit für die Initiatorinnen und ihre Helferinnen und Helfer. Aber die Resonanz auf die bunte Mischung in der Kiste von der Banane bis zur Straßenkreide war, so Cortez, „sehr gut“, das entlohnte. Und spornte an, nämlich für weitere Runden.
Derer gab es mittlerweile vier, die jüngste Box, die „Familienkochbox 4.0“, wurde in den Herbstferien zu den Familien gebracht. Neben dem großen Thema Ernährung („Wir nehmen Rezepte, die alltagstauglich und gesund sind“) sind auch immer Bewegung und Entspannung wichtig. Videos, Podcasts und Ähnliches und auch Bastel-Ideen und Wettbewerbe vom besten Kochvideo bis zum schönsten Lebkuchenhaus gehören dazu.
Zu den vielen, die sich jede Runde sehr über die Familienkochbox freuten, gehört die syrische Familie Albacha, seit 2015 in Saarwellingen zuhause. Mutter Eman Sousi, Vater Hassan und die vier Kinder Jenna (12), Ali (11), Taj (10) und der vierjährige Nabil packten jedes Mal mit großer Begeisterung die Boxen aus. „Wenn sie kam, haben die Kinder alle direkt drin gewühlt und sortiert, für wen was ist“, erzählt Mutter Eman Sousi lächelnd. „Das war schön, dass sie kostenlos nach Hause geliefert wurde“, fügt sie hinzu. Zudem habe die Box gerade in der Zeit des harten Lockdowns für Abwechslung gesorgt, sagt die älteste Tochter Jenna.
Gekocht wurde stets gemeinsam, daran hatten alle viel Spaß; besonders spannend fanden alle es, neue Rezepte und Zubereitungsarten kennen zu lernen. „Wir machen Nudeln beispielsweise anders“, erzählt sie. Schnell fanden die sechs auch ihren Favoriten: Die Tomaten-Quiche, die sie durch die Familienkochbox des Landkreises kennen lernten, ist nun fester Bestandteil des familiären Lieblingsgerichte-Sammelsuriums. Darüber hinaus wurden sie auch anderweitig aktiv: Sie machten bei einem Online-Kochkurs mit und beteiligten sich auch an einem Koch-Videowettbewerb. Und das übrigens erfolgreich, die Albachas gewannen den zweiten Platz.
Nicht nur Familien wie die Albachas loben übrigens das Konzept: Im Frühjahr wurde die Box beim DAK-Wettbewerb „Gesichter für ein gesundes Miteinander“ als Landessieger ausgezeichnet. Auch auf Bundesebene wurde das Projekt mit dem zweiten Platz belohnt.
Seit Beginn hat sich einiges geändert. Die Zahl der belieferten Familien sank etwas – auf zuletzt rund 150. Aber nicht nur diese Zahl wurde geringer. Es wurde auch schwieriger, das Ganze zu finanzieren. Einerseits fiel ja das Geld für die Essenzuschüsse weg, nachdem die Einrichtungen wieder offen waren. Zum anderen lassen sich Sponsoren nicht mehr so leicht finden beziehungsweise halten, erzählt Kirsten Cortez.
Umso froher ist sie, dass das Ganze entsprechend gewürdigt und dank des Kreistages mit 33 500 Euro pro Jahr in den nächsten drei Jahren verstetigt wird. Damit könne man wieder auf mehr Familien zukommen und weitere Themenschwerpunkte entwickeln, sagt Cortez. Darauf freut sich das kleine Kochbox-Team schon sehr: „Es ist so schön zu sehen, wie die Familien begeistert dabei sind. Das ist ein Herzensprojekt und macht richtig viel Spaß.“